Großübung im HL Tunnel Pottenbrunn - Zugsentgleisung mit Brand und Menschenrettung (xxx)
Datum: 17.09.2004 17:12:51
Thema: Übungsberichte und Ausbildung


FOTO: FF St. Pölten-Stadt

Zugsentgeleisung mit brennender Lokomotive und unbekannter Zahl von Verletzten - so lautete die Annahme bei der Großübung im Pottenbrunner Bahntunnel am 06. September 2004. Zahlreiche Feuerwehrmitglieder, Sanitäter und Notärzte kamen zum Einsatz...

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Der Übungsort - Tunnelanlage an der neuen HL-Strecke der Westbahn im Bereich Pottenbrunn. In dieser 495 Meter langen Anlage wurde eine behördlich vorgeschriebene Großübung vor der offiziellen Inbetriebnahme unter Einbeziehung der ÖBB, Feuerwehr und Rettungsorganisationen abgehalten.

Übungsannahme war: Zugsentgleisung im Tunnel, Brand der Lokomotive, eine unbekannte Anzahl von Insassen wird vermisst. Um die Übung möglichst realistisch zu gestalten, wurde eine Zugskomposition, bestehend aus Diesellok, zwei Personenwaggons sowie einem Kesselwaggon, in den Tunnel eingefahren. Den Rauch erzeugte man mittels leistungsstarker Nebelgeräte sowie mehrerer Rauchpatronen. Vorweg, im Kesselwaggon befand sich kein Gefahrgut. Die Verletzten wurden äußerst realistisch durch die Rettungsorganisationen geschminkt und vorbereitet.

Einer der ersten in den Einsatz gehenden Trupps war der BG 4 Trupp. Dieser Truppe rüstete sich mit sog. BG 4 - Langzeitatemschutzgeräten aus. Mit diesen Geräten sind Einsatzzeiten von bis zu 4 Stunden möglich, daraus resultiert natürlich eine extreme körperliche und auch psychische Belastung.
Dieser Truppe bildete mit gehfähigen Personen eine Menschenkette und begleitete diese zum Notausgang, wo sie durch weitere Kräfte übernommen wurden. Dieser Truppe nahm auch die genaue Erkundung bezüglich Verletztenanzahl vor und gab diese per Funk an die Einsatzleitung weiter. Erwähnenswert gleich an dieser Stelle - der Funkverkehr aus dem Tunnel zur Einsatzleitung funktionierte reibungslos.

Das Zweiwege-RLF-Tunnel begab sich zu Übungsbeginn zum Hauptbahnhof St. Pölten und gleiste im Bereich des Postgebäudes auf die Bahnstrecke auf. Von hier aus ging es unter Begleitung von zwei ÖBB Mitarbeitern zum Einsatzort. Rund 10 Minuten später konnte das RLF-T bereits in den Tunnel einfahren.
Die gesamte Besatzung des RLF-T fuhr unter Twin-Pack Atemschutz - auch der Fahrer - in den Tunnel ein. Nach Erhalt des Einsatzbefehles vom Bereichsleiter West konnte der eigentliche Einsatz beginnen. Schweres Geräte sowie Steckleiternteile wurden vom Fahrzeug entnommen und zur Unfallstelle gebracht. Die Besatzung begann umgehend mit der Menschenrettung aus den Waggons.

Parallel dazu wurden von beiden Tunnelportalen aus mit Hilfe von speziellen Rollpaletten schwere Rettungsgeräte durch die Feuerwehren Wagram, Ratzersdorf und Pottenbrunn in den Tunnel gebracht. Diese Rollpaletten wurden im weiteren auch zur Menschenrettung verwendet.
Keineswegs einfach gestaltete sich die Rettung der Verletzten aus den Waggons. Enge Abteile und auch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch die ATS-Geräte sorgten für äußerst schweißtreibende Arbeiten. Hinzu kam die filmreife schauspielerische Leistung der Darsteller, die ihre Rollen perfekt spielten. Zugang in die Waggons musste man sich auch durch Fenster schaffen da die Türen teilweise verriegelt oder durch Verletzte blockiert waren.
Hand in Hand wurde die Verletzten reihenweise aus den Waggons gehievt. Hier funktionierte die Zusammenarbeit der Feuerwehren gewohnt ausgezeichnet, jeder half jedem. Durch weiteres Personal wurden die Verletzten über eine Fluchtstiege nach oben gebracht oder über die Rollpaletten aus dem Tunnel gefahren. Über diese Stiege erfolgte auch der Löschangriff zur Brandbekämpfung.

Eine weitere Zugangsöffnung in einen Waggon wurde mit einem speziellen Schneidbrenner geschaffen. Mit dem sog. SLICE - Brenner, einem mit einer Flammentemperatur von 5000 Grad arbeitenden Allesschneidbrenner, wurde die Außenverkleidung eines Waggons aufgeschnitten. Dieses Geräte ist Bestandteil des RLF-T und kann leicht von einem Mann bedient werden. Wichtig ist auch der Brandschutz, der hier mit einer Hochdruckleitung sichergestellt wurde. Die Durchtrennung der Verkleidung erfolgte mühelos.

FOTO: FF St. Pölten-Stadt

Auf dem Parkplatz vor dem Stiegenabgang wurde von den Rettungsorganisationen ein Verletztensammelplatz eingerichtet. Auf diesem sog. TRIAGE - Platz wurde die Erstversorgung der Verletzten durchgeführt, sowie der Abtransport koordiniert. Die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettung verlief wie immer gut, nicht zuletzt wegen der immer wieder abgehaltenen gemeinsamen Übungen und Seminaren.

Statistik:
Eingesetzt waren die Feuerwehren St. Pölten - Stadt, Wagram, Ratzersdorf und Pottenbrunn mit gesamt 111 Mitgliedern und 19 Fahrzeugen.
26 Personen, darunter 19 nicht gefähige Verletzte, konnten unter größter körperlicher Anstrengung aus dem Tunnel gerettet werden.

Im Anschluss an die Übung wurde noch eine Nachbesprechung durchgeführt, bei der Fehler und entdeckte Missstände bearbeitet wurden, aber auch viel positives an die Verantwortlichen weitergegeben werden konnte.

Text und Fotos: FF St. Pölten-Stadt





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