Herzinfarkt-Schnelltest in Wien jetzt mit Blaulicht unterwegs
Datum: 10.06.2005 07:19:36
Thema: Brandschutz, Sicherheit, Beinaheunfälle


Ab sofort sind alle Einsatzfahrzeuge des Rettungdienstes des Wiener Landesverbandes des Arbeiter-Samariter-Bundes mit dem neuen nur scheckkartengrossen Herzinfarkt-Schnelltest CardioDetect® ausgerüstet. Mit ihm kann ein Herzinfarkt bereits innerhalb 35 Minuten nach ersten Symptomen erkannt bzw. ausgeschlossen werden. OA Dr. Ulrich Stiaßny, Leitender Notarzt und Chef der Besatzungen der rund 150 Rettungsdienstfahrzeuge der Samariter in Wien:

„Der Herzinfarkt ist die häufigste Todesursache in den Industrienationen. Tritt er auf, geht es oft um Minuten. Der Rettungsdienst ist bei uns in Wien schnell zur Stelle. Ein verlässlicher Schnelltest, der noch dazu einfach und mit wenig Aufwand einsetzbar ist, kann zur Sicherung der Diagnose und zu einer Beschleunigung der Therapie führen. Ergebnis: wesentlich bessere Prognosen für die Betroffenen. Wir testen derzeit in Wien bei unseren Einsätzen Flächen deckend und sind auf die Ergebnisse schon sehr gespannt.“



Erfolge auch bei der Pariser Rettung

Schon vor den Wiener Samaritern hatte die Pariser Rettung SAMU den Schnelltest unter die Lupe genommen und in einer jüngst veröffentlichten Studie hervorragende Ergebnisse dokumentiert: Alle untersuchten 158 Patienten waren innerhalb von 3 Stunden nach dem ersten Auftreten von Brustschmerzen dem Schnelltest unterzogen worden. Dabei wurde bei 12 von 53 Infarktpatienten, bei denen weder EKG, noch Klinik oder Troponin ein klares Bild liefern konnten, mit dem neuen Schnelltest ein Herzinfarkt eindeutig erkannt.

Kleiner Lebensretter aus der Apotheke

Der neue CardioDetect®-Schnelltest hat die Größe einer Scheckkarte, benötigt kein Labor und kann ähnlich wie ein Schwangerschaftstest auch vom Patienten selbst vorgenommen werden („CardioDetect self®“ rezeptfrei in der Apotheke). Der Schnelltest ist vor allem für niedergelassene Ärzte, Notärzte und Rettungssanitäter gedacht. Größte Bedeutung hat er aber auch für jene Menschen, die schon früher einen Infarkt erlitten haben, sowie für Risikogruppen, wie Diabetiker, Raucher, Hochdruckpatienten und Menschen unter hoher Stressbelastung. Unverzichtbar bleibt natürlich die sofortige Alarmierung eines Notarztes, der alle weiteren Maßnahmen einleitet und für einen raschen Transport in ein Krankenhaus sorgt.

Wie der Schnelltest funktioniert

Das „Minilabor“ in der kleinen Testkarte kann ein spezielles, nach einem Infarkt freigesetztes, Herzmuskelprotein h-FABP (heart-specific Fatty Acid-Binding Protein) nachweisen. Nur vier Blutstropfen des Patienten werden zu diesem Zweck auf die Testkarte aufgetragen. Der Vorteil von FABP: der Test kann bereits 20 Minuten nach Beginn der Symptome durchgeführt werden und dauert nur 15 Minuten. Bei anderen Standardtests ist ein verlässliches Ergebnis frühestens drei bis sechs Stunden nach Beginn der Symptome möglich, lebensrettende Therapieentscheidungen können dadurch oft erst viel später getroffen werden.

Neueste Studien

Der Test ist mittlerweile in zahlreichen internationalen medizinischen Studien geprüft und von kompetenten Medizinern für wichtig und effizient befunden worden. Unter den teilnehmenden Kliniken und Organisationen befinden sich so renommierte Einrichtungen wie das Klinikum Eppendorf in Hamburg, die King Khalid Universitätsklinik in Riad, die Vereinigung Spanischer Notärzte, die erwähnte Pariser Rettung SAMU, das Deutsche Rote Kreuz in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) oder das National Heart Institute in Kuala Lumpur. Seit Anfang April läuft außerdem eine groß angelegte Studie am AKH in Wien unter Leitung von Univ. Prof. Dr. Hans Domanovits.

 

Alle Studien ergaben übereinstimmend, dass bei Patienten, die innerhalb der ersten 3 Stunden nach Auftreten von Thoraxschmerzen untersucht werden konnten, die Sensitivität des neuen Biomarkers h-FABP (human – Fatty Acid Binding Protein) den herkömmlichen Markern  überlegen war, während sich die Spezifität gegenüber jener von Troponin (ein Marker, der frühestens drei bis sechs Stunden nach einem Infarkt messbar wird) nur unwesentlich unterschied. Die hohe Sensitivität des FABP beeindruckte in sämtlichen Studien. Somit steht ein Biomarker zur Verfügung, der einen wichtigen Beitrag zur Frühdiagnose von Herzinfarkten und damit zu lebensrettenden Therapieentscheidungen leisten kann.







Dieser Artikel kommt von wax.AT - Das Portal für Feuerwehr und Rettungsdienst
https://www.wax.at

Die URL für diesen Artikel ist:
https://www.wax.at/modules.php?name=News&file=article&sid=14220