Was wäre wenn...die Raffinerie brennt
Datum: 13.12.2005 06:43:16
Thema: Berichte in den Medien


Was wäre wenn...die Raffinerie brennt

In England erschweren starker Wind und Materialmangel die Löscharbeiten.
Nach der Explosionskatastrophe eines Großtanklagers in England stellt sich die Frage: Kann ein derartiges Unglück auch in Österreich passieren? Wie sind beispielsweise die Einsatzkräfte in der Raffinerie Schwechat auf ein solches Ereignis vorbereitet? Der KURIER befragte dazu Experten der OMV und der Feuerwehr.

Ist eine Explosionskatastrophe, wie sie in England passiert ist, auch in der OMV-Raffinerie in Schwechat möglich?
"Wir haben europaweit die modernste Raffinerie und hervorragend ausgebildete Mitarbeiter", sagt OMV-Pressesprecher Thomas Huemer. Der Betrieb verfüge zudem über zwei hauptberufliche Betriebsfeuerwehren (von OMV und Borealis), bei denen Tag und Nacht etwa 20 Einsatzkräfte zur Verfügung stehen. "Zudem sind in unsere Alarmpläne dutzende freiwillige Feuerwehren aus Niederösterreich eingebunden, die uns im Ernstfall sofort unterstützen würden." 200 Mann würden aus den umliegenden Bezirken Niederösterreichs innerhalb von Minuten anrücken.

Nach der Explosion des Treibstofflagers in England gab es viel zu wenig Schaum zur Brandbekämpfung. Gibt es genug Löschmittel bei einem Großfeuer in Schwechat?
"Sollte in einem der 100.000 Kubikmeter fassenden Tanks neben der Ostautobahn ein Brand ausbrechen, stehen den Einsatzkräften 200.000 Liter Schaummittel zur Verfügung. Innerhalb von zehn Minuten können wir das gesamte Gelände einen Meter hoch fluten. Das gilt auch für das Großtanklager in der Wiener Lobau", versichert Huemer. Dort ist eine Million Liter Treibstoff gebunkert. Die OMV ist weltweit die einzige Raffinerie, die bei einem Brand die gesamte Betriebsfläche mit Schaum abdecken kann. "Andere Unternehmen konzentrieren sich meist nur auf besonders sensible Bereiche", so Huemer.

Gerüchten zufolge, überlegt die OMV einen Personalabbau bei der Betriebsfeuerwehr. Stimmt das?
"Das kann ich ausschließen. Auf Kosten der Sicherheit wird unser Unternehmen nirgends sparen. Man hat in England jetzt erlebt, was da alles passieren kann", dementiert der OMV-Pressechef jeglichen Jobabbau bei der eigenen Feuerwehr.

Wie gut sind die freiwilligen Feuerwehren auf ein Großfeuer in der Raffinerie vorbereitet?
"Es gibt jedes Jahr verpflichtende Übungen, wo mit allen Beteiligten verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Ich bin überzeugt davon, dass die Feuerwehren für ein Inferno bestens gerüstet sind", meint der zuständige Kommandant des Bezirkes Wien Umgebung, Herbert Sommer. Der Offizier rät, bei einem Ernstfall das Radio einzuschalten, um zu erfahren, ob bei Rauchschwaden die Fenster zu schließen sind.

Wie groß ist die Gefahr für Wien, wenn ein Tanklager der OMV in Schwechat in Flammen steht?
"Bei Westwetterlage, wie sie in Wien meistens herrscht, gäbe es keine Beeinträchtigung durch die Schadstoffwolke in Wien", sagt Wiens oberster Feuerwehrmann, Branddirektor Friedrich Perner. Und selbst bei Ostwetterlage rechnet der Fachmann nicht mit großer Schadstoffbelastung in der Stadt. "Es kommt aber natürlich immer darauf an, was brennt", schränkt Perner ein. Bei Treibstoff würden sich vorrangig Kohlendioxid und -monoxid in der Luft verteilen, sodass die Schadstoffbelastung die gesetzlichen Grenzen vermutlich nicht überschreiten würde. Problematischer könnte es bei Tiefdruckwetter werden, wenn die Rauchwolke nicht so hoch wie in London aufsteigt.

Was würde die Wiener Feuerwehr tun, wenn es in der OMV brennt?
Die Wiener Feuerwehr würde bei einem Großbrand nach der OMV-Betriebsfeuerwehr und den umliegenden Feuerwehren "erst in dritter Linie" alarmiert werden. Man würde allerdings "dienstfreie Mannschaft zusätzlich einberufen", so Perner. Zudem würde die Wetterlage beobachtet.

Gibt es in Wien Tanklager oder Industriebetriebe, wo es zu einer ähnlichen Brandkatastrophe wie in London kommen könnte?
"Es gibt das Tanklager in der Lobau", so Perner. Bei Westwetterlage geht der Experte auch in diesem Fall nicht von großer Gefahr für die Stadt aus. "Bei Ostwetterlage könnten einige Bezirke von Wien betroffen sein." In einem solchen Fall könnten Evakuierungen nötig sein. "Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering."



Artikel vom 12.12.2005 |KURIER - Printausgabe |von Maria Kern und Franz Resperger
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