Reale Brandübung in Judendorf-Straßengel (xxx)
Datum: 29.09.2007 13:56:26
Thema: Übungsberichte und Ausbildung


Foto: FF Judendorf-Straßengel


70 Mann mit 13 Fahrzeugen wurden am 28.09.2007 um 19°° Uhr zu einem Wohnhausbrand in Judendorf-Straßengel alarmiert. Unter Einsatz von Spezialrettungsgeräten konnte der Brand sehr rasch unter Kontrolle gebracht werden. Die Löschwasserversorgung wurde durch drei Wasserentnahmestellen der Mur hergestellt. Reservekräfte rückten zusätzlich zu einem Verkehrsunfall auf der L302 aus.

Die Gemeinde Judendorf-Straßengel, Bezirk Graz-Umgebung, steht kurz davor, einen neuen Sportplatz zu errichten. Auf dem Grundstück steht ein altes Wohnhaus, welches den Umbauarbeiten zum Opfer fällt. Die Wehrführung hat mit der Gemeinde Kontakt aufgenommen, um dieses Objekt vor dem Einreißen für Übungszwecke zu nutzen.

Ein halbes Jahr lang hat die FF Judendorf-Straßengel diese Möglichkeit in umfassenden Maß genutzt. Das Gebäude wurde als Wohnhaus mit einem Anbau, in dem einst Tiere untergebracht waren, errichtet und gehörte einer Frau Weigl.
Die zwingenden Atemschutzübungen konnten unter realistischen Bedingungen in dem Gebäude durchgeführt werden. Dabei war die Sorgfalt der Atemschutzgeräteträger beim Anlegen der Geräte ebenso gefordert, wie die Umsicht der eingeteilten Einsatzleiter, beim Aufstellen der Kräfte und bei der Beschaffung der Löschmittel, denn jede Übung fand unter realen Bedingungen statt.
Auch unsere Nachbarfeuerwehren hielten in dem Objekt ihre Atemschutzübungen ab. Fortan wurde das Weiglhaus umbenannt in Judendorfer Brandhaus. Für das Budget für 2007 wurde uns eine Wärmebildkamera genehmigt. Die stattfindenden Übungen wurden mit dem Testen der verschiedenen Fabrikate an Wärmebildkameras verbunden. Durch den Realeinsatz der Wärmebildkamera konnten zahlreiche Erkenntnisse gewonnen werden!

Foto: FF Judendorf-Straßengel


Bereits im Juli stand der Wirtschaftstrakt für eine Übung in Flammen.
Damals bekämpften die FF Judendorf-Straßengel mit der FF Gratwein und FF Gratkorn-Markt den gelegten Brand. Als größtes Problem gestaltete sich die Löschwasserversorgung, obwohl die Mur in unmittelbarer Nähe vorbei fließt. Durch die relativ früh am Nachmittag gewählte Alarmzeit konnten die TLF der Feuerwehren zwar besetzt werden, Mannschaft für eine Zubringleitung fehlte aber. Dieser Umstand wird bei den gerade erstellten Objektalarmplänen bereits berücksichtigt.

Die letzte Übung beim Weiglhaus.
Das Anrücken der Bagger für die Abrissarbeiten steht unmittelbar bevor. Aus diesem Grund hat sich die Feuerwehr Judendorf-Straßengel zu einer letzten groß angelegten Übung in dem Objekt entschieden.

Hier wird der geplante Ablauf in Kürze skizziert: Die FF Judendorf-Straßengel wird mit den Nachbarwehren aus Eisbach-Rein, Gratwein und Gratkorn-Markt am Freitag, 28.09.2007 um 18.30 Uhr vom Rüsthaus zum Übungsobjekt Grazer Straße 81 fahren. Dort werden wir das im gesamten Objekt vorbereitete Brandgut entzünden und den Verlauf des Brandes beobachten. Nachdem der Brand sich vollständig ausgebreitet hat, werden wir die Löscharbeiten beginnen.

In jedem Raum wurde Brandgut deponiert. Noch bevor das Feuer entzündet wurde, wurde mit der inzwischen angekauften Wärmebildkamera BULLARD T4 eine Begehung in dem Objekt durchgeführt, denn Obdachlose benutzten das Gebäude zeitweilig als Unterschlupf.
Um 19.26 Uhr wurde das Feuer entfacht. Anders als bei der Übung im Juli, bei welcher der Brand binnen Minuten vom Stallgebäude auf das Dach des Wohnhauses übergriff, dauerte es eine dreiviertel Stunde, bis dieses Mal das Dach in Flammen stand.

Foto: FF Judendorf-Straßengel


Um 19.45 Uhr begannen die Feuerwehren, die in zwei Züge eingeteilt wurden, mit dem Herstellen der Zubringleitungen von der Mur. Exakt eine Stunde nach Brandausbruch hatte das Feuer die gewünschte Intensität und der Befehl „Wasser Marsch!“ wurde gegeben.
Der ortsansässige Pyrotechniker Herr RATH deponierte auf Anregung der Übungsgestalter in dem Objekt einige Spezialeffekte, wobei ein Geschoß, welches den Zerknall einer Gasflasche simulierte, besonders hervorgehoben werden sollte.
Durch die hohe Brandintensität und lange Wirkdauer der Flammen auf das Gebäude, wurde von einem Innenangriff Abstand genommen. Anfangs wurden mit sechs C-Rohren die Brände bekämpft.

Vorausschauendes denken auch im Feuerwehrdienst.

Vier Wehren aus einer Region wurden zu einem Ereignis zusammengezogen. In Absprache mit den jeweiligen Wehrführern wurde für etwaige Ernstfälle eine Bereitschaft eingeteilt.
Während die ersten Strahlrohre mit Wasser gefüllt wurden, ereilte die Übungseinsatzleitung die Nachricht über einen realen Verkehrsunfall. Sofort wurden drei Gruppen (von drei Feuerwehren) und das anwesende Rote Kreuz zum realen Einsatz entsandt.
Dabei ist ein PKW-Lenker gegen eine Leitplanke geprallt und nur mit sehr viel Glück nicht auf die Geleise der Südbahn gestürzt. Die abgestellten Kräfte konnten nebenbei den Einsatz in zwei Stunden bewältigen.

Zurück zur Brandübung.
Rasch konnte die Kraft des Feuers gebrochen werden. Doch durch die fehlenden Löscharbeiten im Inneren, Flammen traten schon durch einen Riß aus dem Mauerwerk aus, so dass das Gebäude als einsturzgefährdet erklärt wurde, konnten einige Brandherde unvermindert weiter lodern.
Durch das sperrige Brandgut entschied die Einsatzleitung, einen Schaumangriff (Schwerschaum) vorzunehmen, um eine Schaumdecke in den Zimmern zu legen.
Mit zwei Wasserwerfern wurde der Dachstuhlbrand bekämpft. Dabei wurden als erste Maßnahme mit den Wasserwerfern die Eternitplatten vom Dach „geschossen“.
Durch Brandrauch und Wasserdampf wurde den Strahlrohrführern oft die Sicht auf die Brandherde genommen. Mit den Wärmebildkameras der FF Judendorf-Straßengel und FF Gratkorn-Markt konnten die Löschstrahle aber immer richtig positioniert werden. Ein Brandherd nach dem anderen konnten zum Erlöschen gebracht werden. Nach und nach konnten Angriffs- und Zubringleitungen abgebaut werden. Nach eineinhalb Stunden, um 22.00 Uhr, wurde „Brand aus!“ gegeben.

Im Anschluss an die Aufräumarbeiten trafen sich die teilnehmenden Feuerwehrmänner im Rüsthaus Judendorf-Straßengel, um die verdiente Jause einzunehmen.
Dabei wurde eine kurze Übungskritik abgehalten. Die Meldungen enthielten aber durchwegs positives. Eines der wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Realübung sind sicherlich der Einsatz von Wärmebildkameras für die Einsatzleitung sowie auch die richtige Einteilung der Führungskräfte (Einsatzleitung, Zugskommandanten).

Bedanken möchte sich der Wehrleitung der FF Judendorf-Straßengel für die zahlreiche Teilnahme der eingeladenen Feuerwehren sowie die perfekte sowie sehr motivierte Vorgehensweise der Mannschaft! Dank ergeht auch an das ÖRK Graz-Umgebung sowie der Pressemitarbeiter (Fotos und Video) für Teilnahme an der Übung.

Eingesetzte Kräfte:
FF Judendorf Strassengel KDO, RLFA 2000, LFBA
FF Gratwein TLFA 2000, LFA
FF Eisbach-Rein TLFA 3000, KLFA
FF Gratkorn-Markt RLFA 2000, KLFA, KRFS-Tunnel, MTF
ÖRK Gratkorn 1 RTW, Kdo-Fzg. Bezirk GU

Quelle: Freiwillige Feuerwehr Judendorf-Strassengel





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