+++ Pressemitteilung FF Neulengbach-Stadt 2013-02-02 +++ (xxxx)
Datum: 02.02.2013 22:01:54
Thema: Einsätze Allgemein


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Ein schwerer Brocken

Kurz vor 07:00 Uhr wurde die FF Neulengbach-Stadt am 01.02.2013 zu einer „Fahrzeugbergung“ auf der A21 zwischen dem Knoten Steinhäusl und Hochstraße alarmiert. Nur Sekunden später kam die erste Lagemeldung von einem Kameraden, der unmittelbar vor dem Alarm auf dem Weg zur Arbeit an der Unfallstelle vorbeigekommen war: „Zwei Lkw zusammengestoßen, einer davon wird wohl wegzuschleppen sein, weil da rinnt alles aus“.

Aufgrund dieser Informationen rückten wenig später das Schwerrüstfahrzeug (SRF) und das Wechselladefahrzeug (WLF) zum Einsatzort aus. Wenig überraschend stellte sich die Lage beim Eintreffen dar. Ein Sattelzug war auf einen anderen Lkw aufgefahren. Durch die Wucht des Anpralls wurde das Fahrerhaus um fast einen halben Meter nach hinten verschoben. Dadurch wurden auch der Kühler und der Motorblock des auffahrenden Lkw zerstört, sodass das gesamte Kühlwasser und ein Teil des Motoröls sich auf die Fahrbahn ergossen. An diesem Nebenkriegsschauplatz war allerdings nichts mehr zu veranlassen, da die anwesenden Mitarbeiter der ASFINAG bereits reichlich Ölbindemittel aufgebracht hatten. Also wandten sich die Feuerwehrmitglieder der eigentlichen Aufgabe zu, den Lkw möglichst rasch von der Fahrbahn zu entfernen. Das stellte sich jedoch als nicht so einfach heraus.



Durch den Aufprall waren Luftleitungen beschädigt worden und die gesamte Druckluft aus der Bremsanlage des Lkw entwichen. Dadurch lagen alle Bremsen an Zugmaschine und Sattelauflieger fest an. Diese sonst sehr sinnvolle Einrichtung bewirkt, dass der Lkw bei einem Defekt an der Bremsanlage während der Fahrt automatisch gebremst wird und nicht außer Kontrolle gerät. Beim Abschleppen sind diese sogenannten Federspeicherbremsen jedoch ein ziemliches Hindernis. Zunächst wurde also der havarierte Lkw mittels einer Abschleppstange sicher am WLF befestigt. Danach wurde mittels eines Luftschlauches die Bremsanlage wieder mit Luft befüllt. Glücklicherweise lieferte der Kompressor des WLF mehr Luft, als durch die defekten Leitungen ausströmte. Lediglich die Bremsen an den Hinterrädern der Zugmaschine ließen sich auf diese Weise nicht mehr lösen. An dieser Achse mussten die Federspeicher von Hand aufgeschraubt werden, was, unter dem Lkw liegend, ein ziemlich kraftraubende Arbeit ist.



Mittlerweile war auch der Chef der Transportfirma eingetroffen. Auf Anweisung von Polizei und ASFINAG schleppten wir das Wrack zunächst auf den Umkehrplatz nach Hochstraß. Dort wurde der Sattelauflieger abgehängt, nachdem der Chef der Transportfirma versichert hatte, dass eine Ersatzzugmaschine bereits unterwegs sei, um die Ladung des Kühlanhängers, etwa 20 Tonnen Butter und Mozzarella, noch zeitgerecht zustellen zu können.



Die zerstörte Zugmaschine musste auf Anweisung der ASFINAG auf einen etwa 5 km weiter Richtung Alland gelegenen gesperrten Parkplatz geschleppt werden, da der Umkehrplatz bei den für den nächsten Tag angesagten Schneefällen möglicherweise von der ASFINAG selbst dringend benötigt würde.



Um das bewerkstelligen zu können, musste zunächst die Kardanwelle der Zugmaschine ausgebaut werden, um den Schaden nicht noch größer zu machen. Dank der im WLF und SRF mitgeführten Werkzeuge gelang auch dieses Vorhaben recht rasch. Die Kardanwelle wurde mittels eine Spanngurtes fixiert und dann begann die lange, weil langsame Fahrt zum Endziel der Reise, wo der Lkw schließlich gesichert abgestellt wurde.



Zum Glück für alle Beteiligten kamen bei dem Unfall keine Personen zu Schaden. Der zweite beteiligte Lkw konnte trotz der Schäden am Anhänger seine Fahrt aus eigener Kraft fortsetzen.



Bleibt nur noch die Frage offen, wie ein solcher Unfall bei Tageslicht und klarer Sicht auf einer trockenen Fahrbahn überhaupt passieren kann. Des Rätsels Lösung entlockte ein Feuerwehrmann, der zur Sicherheit während des Abschleppens mit einem Funkgerät im geschleppten Fahrzeug mitfuhr, dem rumänischen Lenker trotz Verständigungsschwierigkeiten auf der langsamen Fahrt zum Parkplatz. Der Fahrer hatte auf einem Rastplatz in St. Pölten geschlafen, war also nicht übermüdet. Allerdings tat er natürlich das, was jeder Lkw-Fahrer auf langen Steigungen zu tun pflegt: den Fuß ja fest am Gaspedal stehen lassen, denn ist der „schöne Schwung“ einmal dahin, „kriecht“ man den Rest der Steigung mit 20 oder 30 km/h hinauf. Als vor ihm ein langsamer Lkw in Sicht kam, betätigte der Lenker den Blinker und blickte in den Rückspiegel. Ein Spurwechsel war jedoch nicht möglich, weil er gerade selbst von einem Lkw-Zug überholt wurde. Leider hatte er den fatalen Fehler begangen, die Geschwindigkeit des vor ihm fahrenden Lkw zu überschätzen. Dieser kam wesentlich schneller näher, als er gedacht hatte. Als er seinen Blick vom Rückspiegel wieder auf die vor ihm liegende Straße wandte, war es für eine Notbremsung schon zu spät. Der Rest der Geschichte ist ja bereits bekannt...



Eingesetzte Kräfte:

FF Neulengbach-Stadt mit 2 Fahrzeugen und 5 Mitgliedern

Autobahnpolizei Alland

ASFINAG





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Quelle: Newsteam FF Neulengbach-Stadt
Bilder: Mag. Michael Dietl, Markus Peter






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