RK Lilienfeld - Psychische Stressbewältigung für Helfer (x)
Datum: 16.02.2013 13:02:30
Thema: News von den Rettungsorganisationen


wax.at News
Ein Frontalcrash zweier Autos mit mehreren Schwerstverletzen, eine erfolglose Reanimation eines Familienmitgliedes oder ein Notfall mit einem kleinen Kind. Das sind wohl die Horrorszenarien für viele Einsatzkräfte. Und leider viel zu oft Realität


Rasches Handeln von Seiten des Roten Kreuzes ist dann gefragt, denn auch Helfer sind bei schweren Unglücksfällen erheblichen Belastungen ausgesetzt. In mehreren Gesprächen nach dem weltweit angewandten Prinzip der Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen (SvE), werden solche Einsätze emotional aufgearbeitet.

Trotz professioneller Ausbildung und Erfahrung, können Einsatzkräfte in der Folge eines Erlebens eines belastenden Einsatzes sogenannte „Akute Belastungsreaktionen“ zeigen.

„Die akute Belastungsreaktion ist eine völlig normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis und kann als psychischer Schutzmechanismus angesehen werden“, informiert Rainer Planer, ein sogenannter Peer vom Roten Kreuz Lilienfeld.

„Als Qualifikationsanforderungen für Retter wurden aber vor nicht allzu langer Zeit ausreichende Muskelkraft, gute Fahrkenntnisse und eine dicke Haut definiert. Bis heute ist deshalb der Mythos vom unverletzbaren Sanitäter weit verbreitet, scherzt Peer Andriena Heintschel“. Neben den steigenden tätigkeitsspezifischen Belastungen (z.B. zunehmender Straßenverkehr, Diskussionen mit Patienten und Krankenhauspersonal wegen anfallender Wartezeiten) gibt es besonders belastende Ereignisse, vor denen niemand geschützt ist: „Ein Eigenunfall mit dem Rettungswagen, der Transport einer schwerverletzten oder auch nahestehenden Person, aber auch eine erfolglose Reanimation, können diesen Mythos schnell zum Einsturz bringen“, betont Andriena nun voller Ernsthaftigkeit.


Selten, aber doch, kommt es vor, dass Einsatzerlebnisse Spuren hinterlassen die sich bei einigen Helfern manifestieren. „Der Betroffene durchlebt die traumatische Situation in Gedanken, in Träumen oder plötzlichen Handlungen unwillkürlich immer wieder“, beschreibt Rainer Planer die Symptomatik. Dabei kann der Helfer diese Nachwirkungen nicht abschalten, sondern wird von diesen Eindrücken gewissermaßen überflutet. „Dabei sind es häufig Einzelaspekte der traumatischen Situation die immer wiederkehren. Zum Beispiel Gerüche, Bilder und Geräusche“, ergänzt er.

Internationale Erfahrungen haben gezeigt, dass im speziellen für Einsatzkräfte die professionelle kollegiale Unterstützung (Peers) von großer Wichtigkeit ist und eine der besten Unterstützungsmöglichkeiten für Einsatzkräfte darstellt.

„Peers sind als Ansprechpartner nach solchen belastenden Ereignissen deshalb so wertvoll, weil wir nicht nur besonders gut auf diese Aufgabe vorbereitet wurden, sondern auch die Tätigkeiten und Anforderungen des Rotkreuz-Alltages selber aus erster Hand kennen“, resümiert Andriena. „Wir können uns besonders gut und sensibel in die Situation der Kollegen einfühlen und sprechen somit auch die gleiche "Sprache". Als Peer, Kollegen nach belastenden Einsätzen hilfreich zur Seite zu stehen, ist eine besondere Herausforderung und eine befriedigende und lohnende Tätigkeit“ schließt Rainer.

Rainer und Andriena engagieren sich als Peers beim Roten Kreuz Lilienfeld und helfen mit möglichen belastenden Aspekten dieses tollen Hobbys klar zu kommen, denn weder Patient noch Helfer werden beim Roten Kreuz alleine gelassen.

Quelle und Bilder: RK Lilienfeld






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