Wo bleibt der Nachschub? - Logistik im April-Brandaus
Datum: 13.04.2004 11:49:06
Thema: Übungsberichte und Ausbildung


FOTO: brandaus.atEinsatz, die Lösch- und Sonderfahrzeuge sind "draußen", alles mögliche wird jetzt benötigt: Schaummittel, Reserve-Atemluftflaschen, Schläuche, Wassersauger, ... Versorgungsfahrzeuge stehen heute allen größeren Feuerwehren zur Verfügung. Und jetzt kommt der Unterschied: die eine Feuerwehr muss ihr halbes Lager ausräumen, anschliessend werden die benötigten Utensilien händisch verladen. Die andere Feuerwehr hat ein Kleincontainersystem und bestückt ihren "Last" über die Ladebordwand. Die "ganz Großen" haben solche Systeme als Wechsellader perfektioniert, was modernste Technik bedeutet, aber natürlich auch mit entsprechenden Anschaffungskosten verbunden ist.

In Deutschland wird derzeit sogar eine eigene Norm für einen "Gerätewagen-Logistik" umgesetzt. Es handelt sich dabei um einen Allrad-LKW mittlerer Klasse mit einer Basisausrüstung, Ladebordwand und einem Rollcontainersystem. Die Möglichkeit einen "Last mit Wägelchen" für die unterschiedlichsten Einsatzvarianten zu bestücken boomt momentan bei den Nachbarn. Ein Kleincontainersystem kann jedermann realisieren - Brandaus hat sich einige solcher Logistik-Systeme angeschaut:

  • Selfmade
    Seit 2002 verfügt die FF Bisamberg über ein Versorgungsfahrzeug mit Allradantrieb
    Auf Mercedes Sprinter 416CDI und feuerwehrtechnischem Aufbau von Keller.
    Das 1:6 besetzbare Nachschubfahrzeug und Ergänzungsfahrzeug soll auch für technische Einsätze kleineren Umfangs eingesetzt werden. Neben diversem Kleinwerkzeug und Absicherungsmaterial können bis zu vier Container verladen werden. Diese sind in eigener Werkstätte gefertigt, haben Euro-Paletten-Maß (120x80 cm) und sind durch zwei Bockrollen und zwei Lenkrollen vollständig mobil. Ein Transport mit Palettengabel, Hubwagen oder Stapler ist grundsätzlich auch möglich.

  • Folgende Container stehen zur Verfügung:
    Ölbindemittel Straße - Rollcontainer
    Inhalt Ölbindemittel zum Binden von Öl und Chemikalien auf Verkehrsflächen

    Ölbindemittel Wasser - Rollcontainer
    Inhalt Ölbindemittel zum Binden von Öl auf Wasseroberflächen

    Auffangbehälter - Rollcontainer
    Verwendungszweck Auffangen austretender Medien
    Transport verschmutzter Einsatzgeräte

    Unterbaumaterial - Rollcontainer
    Inhalt Kanthölzer

    Wasserschaden - Rollcontainer
    Verwendungszweck Beseitigung geringer Wassermengen mittels 2 Unterwasserpumpen und Nasssauger, Stromerzeuger

    Transportbehälter - Rollcontainer
    Verwendungszweck Leerbehälter für den Transport individueller Ausrüstung

    3 Übungslöscher - Rollcontainer
    Inhalt Material und Feuerlöscher für die Ausbildung in der Ersten Löschhilfe

    Südbahnwinde - Rollcontainer
    Inhalt 2 Stück Südbahnwinden
    Soll für div. techn Einsätze adaptiert werden

    Zeltmaterial
    mit zwei Mannschaftszelten (für die Feuerwehrjugend)

    Neben einem raschen Transport an die Einsatzstelle dienen die Container auch als Lager-System, und auch das Ergänzen der übrigen Fahrzeuge erfolgt aus den Boxen.
    Die Auswahl des VF war übrigens bereits in Richtung Rollcontainer abgestimmt.
    Geplant ist ein Schlauchcontainer und ein Container mit AS-Flaschen und Hilfsmitteln.

  • Deutsche Qualität
    Roter Hahn 1994: die FF Sollenau ist schon damals auf der Suche nach Nachschublogistik und wird bei Theiss fündig: Die deutsche Firma bietet Rollcontainer samt dazugehörigem Anhänger. Ein Jahr später steht ein solches System bei der Feuerwehr im Bezirk Wiener Neustadt, schließlich wurde noch ein VF Sprinter angeschafft. Folgende Boxen gibt es heute: Füllstellencontainer,
    Atemluftflaschencontainer, TS-Container, Container mit Wasserführenden Armaturen, Allzweckcontainer, Druckschlauchcontainer "B", Druckschlauchcontainer "A", Beleuchtungscontainer

  • LF-Ersatz ?
    Die FF Gumpoldskirchen hat ein besonderes Konzept bei der Konstruktion des Versorgungsfahrzeuges umgesetzt: Die Ausstattung von insgesamt vier unterschiedlichen Einheiten (Containern) erlaubt eine vielseitige Einsatzmöglichkeit, mit der Löschgeräte-Gruppe wird nahezu die komplette Ausrüstung eines Löschfahrzeuges mitgeführt. Der Mercedes Sprinter 416 stammt aus dem Jahr 1999 und ist für die Besatzung von 1:6 ausgelegt.
    Container:
    Angriffseinheit: 100 m B-Schlauch, 150 m C-Schlauch, 1 Verteiler, 3 C-Strahlrohre, 1 B-Strahlrohr, etc.
    Einheit Saugstelle: TS Fox 1200l/min Saugschläuche, Armaturen
    Schlauchcontainer mit 600 m B-Schläuchen
    Atemschutzeinheit mit 3 Atemschutzgeräte, Zubehör, Atemschutz Sammelplatz

  • Wechsellader - klein oder groß
    Ein Wechselladerfahrzeug ist ein Feuerwehrfahrzeug mit Vorrichtungen, die es ermöglichen Wechselladeaufbauten verschiedenster Konzeption auf- und abzusatteln. In Österreich hat sich mit wenigen Ausnahmen das Hakengerät durchgesetzt.

    Grundsätzlich kann dadurch ein wirtschaftlicher Fuhrpark realisiert werden: WLA ersetzen Sonderfahrzeuge bzw. sind für spezielle Anforderungen adaptiert. Selten gebrauchte Geräteeinheiten können so nach Bedarf zur Einsatzstelle transportiert werden. Ein Wechselladersystem eignet sich bei größeren Feuerwehren für die Einsatzmittel der 2. oder 3. Welle, wie man bei der BF Wien sagt (diese verwendet seit rund drei Jahrzehnten WLF, wobei die Konzepte unterschiedlich sind. "Klassische" WLA sind Atemschutz, Schadstoff (Gefährliche Stoffe), Schlauch oder Dekontamination.

    Ein Basisfahrzeug, z.B. TLF, kann nicht wirklich ersetzt werden (fehlende Mannschaft, Einbaupumpe, etc.) , wohl aber ein Tank-Container als Puffer oder für Wasserversorgungen.

    Der Trend geht heute stark in Richtung SRF-Ersatz: In Niederösterreich wird heute ein WLF mit Kran und Seilwinde sowie mit einem WLA Rüst gefördert und ersetzt ein SRF. Die sechs vom NÖ LFV beschafften "Multifunktionalen Einsatzfahrzeuge" sind ebenfalls mit leistungsfähigen Kränen bestückt. In Niederösterreich gibt es rund 30 WLF (außer BTF), die BTF Flughafen verwendet übrigens Sattelauflieger statt WLA, ein System das die BF Linz schon länger eingeführt hat.

  • WLF
    Allerdings gibt es auch kompakte Lösungen wie die WLF von Rosenbauer auf Mercedes-Atego, welche bei den Feuerwehren Saalfelden und Schwaz im Einsatz stehen. Die Saalfeldner verfügen über einen LF-WLA, der einerseits eine vollständige Löschgruppenausrüstung beinhaltet, andererseits für Wasserschäden aller Art ausgerüstet ist.


    Viele Möglichkeiten gibt es heute, ergänzendes Einsatzmaterial zur Einsatzstelle zu bringen - kombiniert mit einer sinnvollen Lagerhaltung wären solche Systeme für mittlere und große Feuerwehren sicher eine Verbesserung der Logistik.



    Text spusch&würzel

    Foto: Brandaus



    Weitere Themen im April-Brandaus:
    Stiefeltest, Einsatzberichte (u.A "Zermalmt auf der S 33" und "Aus Brandverdacht wurde Großbrandl"), Terror-ABC, Gefahren-ABC, "Menschlich" und "Das meint Niki"
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    Brandaus bestellen: http://www.brandaus.at/bestellen.htm





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