Wasser, Eis und Sturm
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3.) Der Hagel
Eismassen vom Himmel. Jeder Landwirt fürchtet sie. Bereits kleine
Körner können eine Obsternte zur Gänze zerstören, Felder zu Boden drücken und
damit unbrauchbar machen, Gemüse schreddern. Außerdem führen Hagelmassen noch zu
einer Verschärfung der Überschwemmungssituation durch verstopfte Bäche, Kanäle,
Abflüsse. Der größte Teil der Landwirtschaft ist diesem Naturphänomen schutzlos
ausgeliefert, aber manche Landwirte können sich sehr wohl schützen: Bei Gemüse
und Glashäusern entscheidet das Material ob es bei großem Hagel zu völliger
Zerstörung kommt, oder ob es beinahe schadensfrei abgeht. Viele
Plastikmaterialien sind dabei dem spröden Glas vorzuziehen. Obst- & Weinbau
kann wiederum durch Hagelnetze verlässlich selbst vor riesigen Hagelkörnern und
großen Mengen geschützt werden, ein Umstand der mittlerweile dazu führte, dass
kaum ein Obstanbau in Hagelgegenden wie der südlichen Stmk. mehr ohne diese
Einrichtung erfolgt.
Hagel ist aber auch für Bauwerke ein Problem. Hier
kommt es ganz auf die Größe der Steine an, die im Extremfall um oder sogar über
10cm Durchmesser erreichen können, eine Gewalt gegen die es keinen baulichen
Schutz gibt, eine Gewalt die sogar Bäume vollkommen zerstören kann. Einziger
Trost dabei ist die Seltenheit solcher extremen Fälle, wie auch schwerer
Tornados (ab 250 km/h) kommen sie höchstens zwei, drei Mal im Jahr in ganz
Österreich vor. Kleinere Hagelkörner von Nuss- bis Tennisballgröße sind aber ein
vergleichsweise häufiges Ereignis (rd. 100 mal pro Jahr Österreichweit,
konzentriert v.a. in den Hagelzentren also etwa südl. Stmk. und südl. NÖ) und
noch immer verheerend!
Hier kann aber die richtige Wahl des Daches
entscheiden. Vor allem dünne Tonziegel fallen bereits geringer Belastung (ab 3cm
Hageldurchmesser) zum Opfer, zerspringen zu Scherben, hinterlassen Lücken durch
die Wasser eindringen und das Haus beschädigen kann. Die Wahl schwerer sehr
massiver, eventuell gewellter Dachziegel hingegen hält selbst sehr großen
(Hühnerei) Hagelkörnern gut stand; besonders robust sind etwas elastischere
Materialien (Welleternit, Blech, etc.) bei denen eventuelle Durchschläge
geringen Durchmesser aufweisen, also rasch geflickt werden können.
Dachfenster sind aufgrund der Spröde aller Gläser natürlich ein besonderer
Gefahrenpunkt, hier zahlt sich Qualität über kurz oder lang auf jeden Fall aus.
Abgesehen davon kann besonders bei Dachwohnungen hochwertiges Material
buchstäblich lebensrettenden Schutz bringen. Schließen von Fensterläden vor
einem Gewitter kann im Falle eines Hagelsturmes auch beachtliche Schäden an
Fenstern und Wohnräumen durch hereingewehtes Wasser ersparen. Solche Maßnahmen
sollten aber unbedingt rechtzeitig gesetzt werden, da ansonsten Lebensgefahr
bestehen kann! (Fensterläden schließen wenn man nicht daheim ist, auf aktuelle
Warnungen achten!)
Autos bieten zwar auch bei schwerstem Hagel einen
gewissen Schutz (auch wenn die Scheiben eingeschlagen werden, ist ausreichender
Schutz unter dem Autodach gegeben), sind aber selbst sehr verletzlich gegen
Hagel. Ab 3cm Korndurchmesser ist mit einzelnen Beulen zu rechnen, ab 4cm mit
Schäden an der Verglasung. Bei dichtem, großkörnigen Hagelfall (ab 5cm) ist ein
Totalschaden unausweichlich. Autos sind also daher selber auf Schutz angewiesen.
Einen gewissen Schutz erreicht man durch darüber gelegte und beschwerte (sonst
werden sie weggeweht!) Decken, vollständigen Schutz bieten nur Garagen. Erneut
ist rechtzeitige Unterbringung des Autos unbedingt nötig.
Wird man im Auto
von einem Hagelunwetter überrascht sollte man bedenken, dass Bäume KEINEN Schutz
bieten, Hagel fällt beinahe ungebremst hindurch, dafür droht bei schwerem
Gewitter (Sturm à umfallende Bäume) Lebensgefahr, wenn man das Auto unter einen
Baum fährt um dort abzuwarten! Einen guten Schutz bieten hingegen über die
Straße führende Brücken etc, hierbei muss aber auf eventuellen Verkehr Rücksicht
genommen werden. Unterführungen sind aufgrund der bei schweren Hagelfällen immer
gegebenen Flutgefahr zu meiden. Bei bedrohlichen Wetterlagen ist es auf jeden
Fall besser das Auto sicher zu parken und erst einmal abzuwarten, oder, wenn
möglich, das Wetter zu umfahren.
4.) Der Verkehr
Auch weniger intensive, eigentlich harmlose Gewitter sind im
Straßenverkehr eine Bedrohung, wenn sich die Teilnehmer nicht angebracht
verhalten. Kleiner Hagel macht Straßen zu Rutschbahnen, große Wassermengen
bedingen Aquaplaning schon bei niedrigen Geschwindigkeiten, Sturm kann das Spur
halten erschweren; hinzu kommt noch oftmals sehr schlechte Sicht. An die
Bedingungen angepasstes Fahren kann Leben retten - nicht nur das eigene! Eine
häufige Beobachtung während Gewittern ist die, dass Leute so fahren als ob sie
Infrarotaugen hätten, und mit Schienen am Boden verankert wären. Diese
selbstgemachte Gefährdung sorgt bei vielen gröberen Schlechtwettern für
Todesopfer, zumindest aber für hohe Sachschäden. Keine besondere
Sicherheitsmaßnahme ist hierbei notwendig um Leben zu retten, außer ein wenig
den Fuß vom Gaspedal zu nehmen!!! Und zwar schon vor dem Gewitter, da sowohl bei
Winter- als auch bei Sommergewittern die Wetterverschlechterung (und damit die
des Straßenzustandes) binnen Sekunden einsetzen kann. Hierbei auch ein Hinweis
an alle Sturmbeobachter und solche, die es noch werden wollen: Der Verkehr geht
vor, egal wie interessant das Wetter ist! Das Bild zeigt übrigens einen PKW der
in vollem Tempo durch eine Überlutung fährt.....
Fotos & Bericht © 2003 Skywarn Austria
Text: Herfried
EislerFotos: Mortimer Müller, Herfried Eisler, Thomas Helbock, Andreas
Stidl
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